Alles Käse oder was?

Käse wirkt blutdrucksenkend? Eine Studie von Dr. Giuseppe Crippa hat das zumindest für den Grana Padano, einem Extrahartkäse aus der Po-Ebene, bestätigt. Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine der großen Volkskrankheiten gerade bei uns in Deutschland. Die hier vorliegende Studie und unsere Vergleichsbeobachtung haben nun gezeigt, dass man Bluthochdruck auch ohne Medikamente senken kann – mit italienischem Hartkäse.

An aged authentic parmigiano reggiano parmesan cheese with wrapper and cheese knife.

Käse gegen hohen Blutdruck 
Auf dem europäischen Hochdruckkongress berichteten italienische Wissenschaftler, dass der tägliche Genuss von Grana Padano – ein halbfetter Extrahartkäse aus der Po-Ebene – den Blutdruck erheblich senkt. Dieser weltweit sehr beliebte Hartkäse hat eine körnige Struktur und wird in verschiedenen Reifungsstadien angeboten. Gerade der Reifungsgrad spielt für den blutdrucksenkenden Effekt eine wesentliche Rolle. Der mittelreife, neun bis zwölf Monate alte Grana Padano zeigte den stärksten Effekt. Er enthält in diesem Reifestadium bestimmte Eiweiße in besonders hoher Konzentration. Diese Eiweiße entstehen durch den Fermentationsprozess mit Lactobacillus helveticus und haben einen ACE-hemmenden Effekt. ACE-Hemmer (Angiotensin-Convertierungs-Enzyme, ein sehr effektiver Wirkstoff = Medikament zur Senkung hohen Blutdrucks) weiten die Blutgefäße und senken dadurch den Blutdruck. In der Studie konnte durch den täglichen Verzehr von 30 Gramm Grana Padano bei Patienten mit mäßig erhöhtem Blutdruck innerhalb von acht Wochen eine Senkung um 8/7 mmHg erzielt werden. Laut den Aussagen des Studienautors Dr. Guiseppe Crippa aus Piacenza ist die Wirksamkeit vergleichbar mit gängigen Bluthochdruckmitteln und größer als bei einer salzreduzierten Kost.

Ist diese Studie reproduzierbar? Ist es tatsächlich so einfach, hohen Blutdruck zu senken – ein Stück Parmesankäse pro Tag zusätzlich zum normalen Essen? Diese Fragen ließen uns keine Ruhe und wir versuchten diese Studie in unserem Zentrum nachzuvollziehen. Mitte Februar starteten deswegen 20 Mitarbeiter (einschließlich mir) mit einer 6-wöchigen Beobachtungsstudie mit Milchprodukten eines Bio-Bauernhofes aus der Umgebung. Um einen nachvollziehbaren Ernährungs-Standard zu gewährleisten, aßen wir nicht einfach zusätzlich Käse, sondern hielten uns an die Ernährungsvorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Milchprodukte. Die daraus resultierende täglich vorgegebene Menge an Bio-Milchprodukten sah wie folgt aus:
60 g Pfaffenberger Käse (mittelreif, Fermentations-Prozess wie beim Grana Padano),
20 g Butter,
125 g Joghurt und
125 g Quark.
Andere Milchprodukte sollten nicht verzehrt werden. Die restliche Ernährung sowie die Aktivitäten des täglichen Lebens wurden nicht verändert. Zu Beginn und am Ende der Untersuchung wurden Blutentnahmen, Blutdruck-Messungen und Körperfettanalysen (BIA) durchgeführt. Die Daten von 18 Teilnehmern, die die Studie komplett durchführten, konnten ausgewertet werden.
Im Mittel konnten die Probanden ihr Gewicht um ca. 1 kg senken. Der Blutdruck wurde gesenkt, aber nicht statistisch signifikant. Der überraschendste Befund war die signifikante Verbesserung des Ernährungszustands, den wir mit Hilfe der bioelektrischen Impedanz Analyse ermitteln konnten.

Im Ergebnis kann also festgehalten werden:
Eine fettreiche Ernährung führt nicht zu einer erwarteten Gewichtszunahme sondern zu einem Gewichtsverlust. Eine messbar positive Beeinflussung von Herz-Kreislauf-Risikofaktoren fand sich nicht (Blutdruck, Blutfette, Entzündungswerte im Blut). Trotz fettreicher Ernährung: Zunahme der Muskelmasse und Abnahme der Fettmasse.
Wenn das nicht zu denken gibt.

Verfasser:
Dr. med. Klaus Edel
Innere Medizin – Kardiologie, Dialektologie, Hypertensiologe DHL, Sportmedizin, Notfallmedizin
Vorsitzender der Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-/Kreislauferkrankungen in Hessen e.V.