TVD-Jubilaeumsfestschrift - page 62

175 JAHRE
1843 - 2018
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gung zum Selbstzweck ablehnten. Sie wollten lediglich
die Arbeitsprozesse normieren.
Die Gegner der Puritaner aus dem Adel, die zweckge-
richtetes Tun ablehnten, nutzten die Instrumente für
ihren Zeitvertreib. Es entwickelten sich unter anderem
die Sechstageläufe - sechs Tage deshalb, weil man am
siebten Tag, dem Sonntag, ruhen musste. Bei diesen
Läufen wurde von Sonnenauf- bis -untergang gelaufen
beziehungsweise gegangen, und wer am weitesten
kam, hatte gewonnen.
Daraus entwickelte sich sogar eine richtiggehend ide-
elle Bewegung, der sogenannte Pedestrianismus (vom
Lateinischen pedes - Fußgänger, zu Fuß). Denn im
hochherrschaftlichen England war nicht jeder Mann
darauf aus, in seiner eigenen Kutsche unterwegs zu
sein oder das Laufrad weiterzuentwickeln. Die Briten
versuchten unter anderem, das Gehen oder Laufen in
den USA populär zu machen und schickten ihre besten
Läufer zum Beispiel nach New York. Allerdings ließen
die Zuschauerzahlen bei diesen Läufen oft zu wün-
schen übrig und angesetzte Rennen wurden wieder
abgesagt.
Es gab aber auch deutsche Pedestrianisten: So hat das
Rennen zwischen Berlin und Wien 1881 ein Deutscher,
Fritz Käpernik, mit einer Zeit von drei Tagen und 20
Stunden gewonnen. Über diese Strecke haben sich
in den darauffolgenden Jahren ständig Reiter, Läufer,
Rennpferde und Fahrradfahrer aneinander gemessen.
Laufen in der Moderne
Die Olympischen Spiele der Moderne sorgten ab 1896
in Athen dafür, dass die Laufwettbewerbe einen inter-
nationalen Stellenwert erlangten. Gelaufen wurde da-
mals in folgenden Disziplinen: 100 Meter, 110 Meter
Hürden, 400 Meter, 800 Meter. Der längste leichtath-
letische Laufwettbewerb ging über 1.500 Meter. 1896
gab es bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit
einen Marathonlauf mit rund 38 Kilometern. Vier Jahre
später in Paris betrug die Strecke schon 40,2 Kilometer,
1908 wurde die Strecke auf die uns bekannten 42,195
Kilometer verlängert.
Laufen wird immer populärer, das sieht man zum Bei-
spiel an den Teilnehmerzahlen bei großen Marathon-
läufen wie dem New York- oder Hamburg-Marathon.
Auch die Zahl der Stadtläufe über kürzere Distanzen
1...,52,53,54,55,56,57,58,59,60,61 63,64,65,66,67,68,69,70,71,72,...78
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